Donnerstag, 16. Juli 2020

Bauernkampf in "Soja nun auch nicht" von Heike Gerdes

Abwechslung muss sein - vor allem beim Lesen. Und nachdem es in meinem letzten Buch vor allem um Psychopathen und ihr verqueres Weltbild ging, wollte ich zurück zu ein bisschen Normalität. 

Deswegen habe ich mir "Soja nun auch nicht" von Heike Gerdes geschnappt. Wie ihr wisst, ist mir Nachhaltigkeit sehr wichtig und ich probiere sehr gerne vegane und vegetarische Gerichte aus, auch wenn ich meine Ernährung noch nicht komplett umgestellt habe. Trotzdem hatte ich richtig Lust auf dieses Buch.

Erschienen ist es Anfang Juli im Gmeiner Verlag. Es ist als Taschenbuch und ebook erhältlich. 

An dieser Stelle vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung wurde durch die Bereitstellung nicht beeinflusst.

Worum geht's?


Gesunde Ernährung kann tödlich sein. Das muss auch Ökobauer Noah Poppinga erkennen, der auf dem Hof seiner Großmutter alte Gemüsesorten züchtet. Während er einen veganen Koch, eine junge Influencerin und die Aktivistengruppe „No Soy“ auf seiner Seite weiß, bringt er Saatguthändler und die raffgierige Verwandtschaft gegen sich auf. Bald gibt es Tote auf dem idyllischen Bauernhof im ostfriesischen Leer. Die Kommissare Lükka Tammling und Roman Sturm begeben sich zwischen Grünkohl und Tofu auf die Suche nach dem Täter. (Klappentext)

Bio-vegane Idylle???


Das Cover sticht natürlich sofort ins Auge und auch der Titel gibt schon die Richtung vor, in die es gehen wird. Aber dieser Krimi hat mich so überrascht, wie es nur wenige Bücher schaffen - denn es steckt viel mehr drin, als man auf den ersten Blick vermutet.

Gerechnet habe ich mir einem witzigen Lokalkrimi, angesiedelt in Ostfriesland. Und hier wird man auf keinen Fall getäuscht. Denn nicht nur die Küste und das Watt spielt eine Rolle, sondern auch Ökobauer Noah Poppinga und seine Oma haben sofort mein Herz erobert. Ihre norddeutsche Art, die Gewohnheiten und der Dialekt - zu dem es glücklicherweise eine Übersetzung im Anhang gibt - war sehr einnehmend. Auch die Kommissare Lükka Tammling und Roman Sturm konnten mich durch ihre analytische, aber trotzdem menschliche Art, an den Fall heranzugehen, komplett überzeugen. Im krasses Gegensatz dazu steht Clara, die aus der Not heraus auf den Öko-Hof der Poppingas zieht, aber eigentlich eine aufstrebende Influencerin ist. Diese unterschiedlichen Charaktere haben das Buch sehr bereichert und für das ein oder andere Schmunzeln bei mir gesorgt.

Natürlich gibt es auch eine Leiche - sonst wäre es ja kein Krimi. Hier erwartet den Leser eine solide, nachvollziehbare Ermittlungsarbeit, die auch Raum für eigene Spekulationen lässt. Eigentlich dachte ich, dass ich schon auf der richtigen Spur bin, wurde dann aber eines besseren belehrt, da die Autorin einige Überraschungen eingebaut hat. Und so muss es für mich sein.

Viel interessanter war für mich jedoch der ökologische Aspekt, den ich in diesem Buch so nicht erwartet hätte. Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch, vegan zu leben ist zum Lifestyle geworden, regional einzukaufen ist fast schon ein Muss. In ihrem Krimi beleuchtet die Autorin aber auch die negativen Aspekte des Soja-Anbaus und sorgt dafür, dass man sich über seine eigene Ernährung Gedanken macht. Dabei hebt sie nicht den mahnenden Zeigefinger, sondern spricht einfach Aspekte an, über die man nicht unbedingt nachdenkt, wenn man im Supermarkt steht. Das hat auch mich dazu gebracht, einiges zu hinterfragen - und das hätte ich von einem Regionalkrimi nun gar nicht erwartet.

Wegen dieser vielen Aspekte hat mich "Soja nun auch nicht" von Anfang an überzeugt. Es ist auf jeden Fall jetzt schon mein Juli-Highlight. Von mir gibt es deswegen natürlich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Eure


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