Dienstag, 14. Juli 2020

Aktueller geht's nicht mit "Der Corona-Effekt" von Christine Eichel

Normalerweise lese ich keine Sachbücher. Aber eben normalerweise. Und momentan ist ja nichts wirklich normal. Corona hat uns immer noch im Griff, wir tragen Masken, arbeiten im Homeoffice und es gibt keine pompöse Abschlussfeier für meine Schüler.

Die aktuelle Situation bewegt mich, ich mache mir viele Gedanken und bin ehrlich gesagt froh, dass es gewisse Maßnahmen gibt, um die Bevölkerung zu schützen.

Und weil es ein so aktuelles Thema ist, dass mich sehr beschäftigt, habe ich mich bei Vorablesen für das Buch "Der Corona-Effekt - Zwischen Shutdown und Neubeginn: Was wir jetzt über uns lernen können" beworben. Geschrieben wurde es von Christine Eichel, veröffentlicht heute bei Harper Collins. Es ist als Taschenbuch und ebook erhältlich.


Worum geht's?


"Die Corona-Pandemie hat uns einen Spiegel vorgehalten: Wer sind wir, wenn das öffentliche Leben stillsteht? Wie reagieren wir auf den kollektiven Stresstest? Während der Krise haben wir viel über uns gelernt. Unsere Bereitschaft zur Solidarität wuchs ebenso wie unsere Beziehungsfähigkeit unter Extrembedingungen. Doch wir erlebten auch das hässliche Gesicht der Krise: Hamstern, häusliche Gewalt, Verschwörungstheorien.

Kritisch, klug und humorvoll schildert Christine Eichel Erfahrungen, die wir alle gemacht haben, und stellt die entscheidende Frage: War die Corona-Krise ein überfälliger Weckruf für unsere Gesellschaft? Nach dem alptraumhaften Wachkoma des Shutdowns regt sich Sehnsucht nach einer neuen Stunde null. Sowohl unser Lebensstil als auch unsere Definition von Freiheit und Verantwortungsbewusstsein steht jetzt auf dem Prüfstand.

Nie schien ein umfassender gesellschaftlicher Wandel derart greifbar – ausgelöst durch eine Krise, die eine Sinnbeschaffungsmaßnahme für eine bessere Zukunft sein könnte." (Klappentext)

Corona geht uns alle an...


Der Titel des Buches hat große Erwartungen in mir geweckt: Was können wir aus der Krise mitnehmen, was wird sich ändern? Leider wurden diese aber nicht erfüllt und ich bin inhaltlich sogar ziemlich enttäuscht.

Das liegt vor allem daran, dass der Zukunftsausblick nur einen sehr kleinen Teil des Buches ausmacht, das in acht Kapitel gegliedert ist. Natürlich muss die Autorin bei Prognosen in die Kristallkugel schauen, weil ja niemand weiß, wie es weitergeht und wann sich unser Leben wieder normalisiert und das würde nicht zum Rest des Buches passen. Denn dieser ist sehr sachlich geschrieben und fundiert mit Zitaten von Wissenschaftlern und Politikern belegt. Das bewerte ich auch sehr positiv. Aber was das im Titel angekündigte "Lernen" jetzt sein soll, kam für mich viel zu kurz.

Inhaltlich habe ich auch nicht wirklich etwas Neues erfahren. Dadurch, dass ich mich seit des Corona-Ausbruchs mit ihm beschäftigt und mich über die Nachrichten etc. informiert habe, hatte ich keine Aha-Momente. Ich denke, das Buch jetzt während der Krise zu lesen macht auch keinen Sinn. Interessanter ist es bestimmt in fünf bis zehn Jahren, wenn man es als eine Art Rückschau betrachtet. Denn hier hat die Autorin diese besondere Zeit wirklich gut dokumentiert.

Was mich auch irritiert hat war, dass das Buch im Präteritum geschrieben wurde. So als ob alles schon vorbei wäre. Dabei sind wird ja noch mittendrin und Corona noch lange nicht verschwunden. Vielleicht wäre es deshalb besser gewesen, das Buch später zu veröffentlichen und dann auch "zu Ende" zu schreiben. Denn dann könnten auch die aktuellen Entwicklungen mit einfließen.

Sprachlich ist das Buch aber sehr gut gelungen. Man kann es gut lesen, auch wenn viele wissenschaftliche Aspekte oder Zahlen erwähnt werden. Passend fand ich auch, dass sie viele Zitate von Wissenschaftlern, Politikern und Co. verwendet und auch immer wieder auf bereits vergangene Epidemien etc. zurückgreift. 

Nichtsdestotrotz habe ich mir doch einiges mehr erwartet. Deshalb gebe ich auch nur 2,5 Sterne. Aber wenn mein Tolino noch so lange durchhält, dann werde ich es in einigen Jahren nochmal in die Hand nehmen, um mich zurückzuerinnern, wie es war.

Eure

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