Mittwoch, 24. März 2021

Neue Langsamkeit in "Toxische Macht" von Christian Linker


Christian Linker ist dafür bekannt, dass er immer sehr aktuelle Themen aufgreift und sie in sehr spannende und teils gesellschaftskritische Romane verpackt. 

Ich habe bereits sein Jugendbuch "Und dann weiß jeder, was ihr getan hast" und seinen Thriller "Influence - Fehler im System" gelesen. Jetzt hat er sich in "Toxische Macht" der Gesellschaft nach Corona gewidmet und ein mögliches politisches Szenario beschrieben.

Erschienen ist das Buch Mitte Februar bei dtv. Es ist als Paperback und ebook erhältlich.



Worum geht's?

Eher zufällig ist die 24-jährige Studentin Coco Frahm in den Monaten nach dem Lockdown an die Spitze der neuen Partei »Future« gelangt. Dabei hatte Coco auf dem Gründungscamp der Partei ihre Gedanken zur »neuen Langsamkeit« ganz spontan geäußert. Doch mit ihrem Anliegen, endlich ernst zu machen mit dem »Raus aus der Stress- und Konsumgesellschaft«, traf sie ins Herz der Menschen. Und nun könnte sie plötzlich Bundeskanzlerin werden. Mit 24! Doch »besorgte Bürger« wollen Coco stoppen. Notfalls mit Gewalt – solange es wie Selbstmord aussieht. Ausgerechnet Cocos Ex-Freund Maikel soll den schmutzigen Job übernehmen. In der Nacht vor dem entscheidenden Wahlsonntag treffen Coco und Maikel aufeinander … (Klappentext)

 

Gespaltenes Land...

Der Klappentext gibt schon recht genau vor, was einem in dem Buch erwartet. Die Handlung spielt in der sehr nahen Zukunft, kurz nach Corona, als Deutschland immer noch gespalten ist, die Menschen noch Abstand wahren, aber das normale Leben immer mehr zurückkehrt. Diesen Zeitpunkt fand ich richtig gut gewählt, weil es so nah ist, aber trotzdem noch schwer vorstellbar, dass alles wieder "normal" wird, also wie vor Corona.

Und das soll es, wenn es nach der Protagonistin Coco geht, auch gar nicht. Ihren politischen Ansatz, den sie in FUTURE vertritt, finde ich spannend - aber ist er auch die Lösung für eine bessere Welt und eine gerechtere Gesellschaft? Nicht alle sind ihrer Meinung und FUTURE hat nicht nur Anhänger. 

Der Autor stellt hier zwei deutliche politische Gegensätze gegenüber und schafft es, sie logisch wirken zu lassen - zumindest kann man die Einstellungen und Handlungen der Personen beim Lesen nachvollziehen, auch wenn es nicht die eigene Überzeugung ist. 

Auch der Aufbau des Buches ist sehr interessant. Man scheint der Gegenwart immer einen Schritt voraus zu sein, denn man befindet sich am Vorabend der Bundestagswahl, bei der FUTURE große Chancen auf eine Mehrheit hat und mit Coco als Bundeskanzlerin eventuell das Land zukünftig regieren wird. Die Kapitel fangen immer im voranschreitenden Abend an und gehen dann in einen Rückblick über, in dem man erfährt, wie es zum jetzigen Abend kam. Dabei wird auch die Perspektive zwischen Coco und ihrem Freund Maikel gewechselt. Für mich hat das Lesen dadurch noch mehr Spaß gemacht, denn man hat zwei Sichtweisen auf dieselben Ereignisse und bekommt so auch mit, wie man sich selbst verändern kann oder durch die äußeren Umstände verändert wird. 

Überhaupt war alles sehr anschaulich geschrieben und ich bin nur so über die Seiten geflogen, auch wenn ich öfter innegehalten habe, um zu überlegen, was Corona mit mir gemacht hat bzw. immer noch macht und wie ich zu den Thematiken von FUTURE stehe. Gestört hat mich ehrlich gesagt nur die Schreibweise "Maikel". Den Namen kenne ich so nicht, nur als den englisch ausgesprochenen Michael. Das ist aber nur ein Haar in der Suppe.

Ansonsten ist "Toxische Macht" meiner Meinung nach das stärkste Buch von Christian Linker. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung und 5 Sterne!

Eure




2 Kommentare:

  1. Ich habe das Buch verschlungen und muss sagen, dass ich es wahnsinnig gut fand. :) Kann es nur weiterempfehlen!

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