Montag, 5. Oktober 2020

Sprachlos in "Die stumme Patientin" von Alex Michaelides


Über "Die stumme Patientin" von Alex Michaelides habe ich ganz unterschiedliche Meinungen gelesen. Entweder sie waren regelrecht euphorisch oder das Buch ist mehr oder weniger durchgefallen. Wenn die Stimmen zu einem Thriller so unterschiedlich sind, dann macht mich das neugierig. Und wenn mir der Klappentext dann auch noch gefällt, dann muss ich ihn unbedingt lesen.

Erschienen ist der Psychothriller Anfang August bei Droemer Knaur. Er ist als Taschenbuch und ebook erhältlich. Alle Infos findet ihr auf der Verlagsseite.

An dieser Stelle herzlichen Dank an Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde durch die Bereitstellung nicht beeinflusst.


Worum geht's?

"Blutüberströmt hat man die erfolgreiche Malerin Alicia Berenson neben ihrem geliebten Ehemann gefunden – dem sie fünf Mal in den Kopf geschossen hat. Seit sieben Jahren sitzt Alicia nun in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Und schweigt. Kein Wort hat die Malerin seit der Nacht des Mordes verloren, lediglich ein Bild gemalt: Es zeigt sie selbst als Alkestis, die in der griechischen Mythologie ihr Leben gibt, um ihren Mann vor dem Tod zu bewahren. Fasziniert von ihrem Fall, setzt der forensische Psychiater Theo Faber alles daran, Alicia Berenson zum Sprechen zu bringen. Doch will der Psychiater wirklich nur herausfinden, was in jener Nacht geschehen ist?" (Klappentext)

Sie spricht nicht...


Erzählt wird die Geschichte zwar aus Sicht des Protagonisten, dem forensischen Psychiater Theo Faber, allerdings steigt man mit einem Tagebuchauszug der Patientin und potentiellen Mörderin Alicia Berenson ein. Der Inhalt ist etwas verstörend, weshalb man unbedingt weiterlesen musste.

Generell ist der Aufbau des Thrillers sehr gelungen. Große Teile werden aus der Ich-Perspektive des Protagonisten geschildert und die Täterin bleibt sehr passiv - unter anderem, weil sie wirklich kein Wort spricht. Allerdings gibt es immer wieder Auszüge aus dem Tagebuch, sodass man auch ein Gefühl für sie bekommt. Ihre Vorgeschichte bleibt aber lange im Dunkeln. Ist sie eine Mörderin oder nicht? Während des Lesens habe ich meine Meinung mehrmals geändert, einfach weil der Autor hier mit dem Leser spielt und immer wieder neue Aspekte ins Spiel bringt, die dafür sorgen, dass man alle bisherigen Gedanken über Bord wirft. Das war wirklich super gemacht.

Theo Faber war mir ehrlich gesagt von Anfang an etwas unheimlich. Er scheint regelrecht besessen von Alicia und man stellt sich schon immer wieder die Frage, wieso das so ist. Obwohl schon viele Psychiater vor ihm versagt haben, möchte er die Frau unbedingt zum Reden bringen. Seine Beweggründe sind aber unklar. Allein das Ego scheint es nicht zu sein. So wird auch hier ein Spannungsbogen aufgebaut, den man unbedingt weiter verfolgen möchte.

Allerdings hat sich die Story zwischendrin auch etwas in die Länge gezogen. Dadurch, dass Alicia nicht spricht, tritt man länger auf der Stelle. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Action gewünscht.

Was ich aber sehr unheimlich fand, waren die Schilderungen, wie es in der Psychiatrie zugeht. Denn nicht nur die sprachlose Alicia sorgt für Gänsehaut, auch wie das Gebäude und die anderen Patienten beschrieben werden, geht unter die Haut. Manchmal war es etwas schwer, die einzelnen Personen auseinander zu halten. Allerdings war es nicht so schlimm, da sie für die eigentlich Handlung nur wenig Bedeutung hatten.

Richtig geflasht hat mich dann schließlich das Ende. Damit hätte ich nicht gerechnet! Es ist in sich schlüssig, sodass ich mich schon gefragt habe, wie ich die Hinweise übersehen konnte, die der Autor gelegt hat. Aber letztendlich war es so einfach super.

Ingesamt kann ich die schlechten Bewertungen nicht ganz nachvollziehen. Zwar hat das Buch in der Mitte einige Längen, aber es war mal etwas anderes und für Gänsehaut war auf jeden Fall gesorgt.

Von mir gibt es 4 Sterne!

Eure

 

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