Mittwoch, 1. Mai 2019

Blindheit in "Mein Tod in deinen Augen" von Sophie Kendrick

Lesetechnisch ging es diesmal an die Ostsee, genauer gesagt nach Rügen. Ihr ahnt es, "Mein Tod in deinen Augen" von Sophie Kendrick passt wieder gut zu meinen Challenges, da ich ein Buch lesen sollte, dass genau dort spielt.

Aber ausgesucht habe ich mir den Thriller aus einem anderen Grund. Den Aspekt einer traumatisch bedingten Blindheit habe ich noch nicht gekannt und dass die Protagonistin daran leidet, hebt das Buch von anderen ab. Ich war auf jeden Fall neugierig, wie das hier thematisiert wurde. Außerdem habe ich von der Autorin bereits "Das Gesicht meines Mörders" gelesen und fand es nicht schlecht.

Erschienen ist das Buch Mitte Februar bei rororo. Es ist als Taschenbuch und ebook erhältlich.



An dieser Stelle vielen Dank an den Verlag für das Leseexemplar. Die kostenfreie Bereitstellung hat meine Meinung nicht beeinflusst.



Worum geht's?


"Blinde Angst ...
Psychiaterin Jennifer leidet an einer traumatisch bedingten Blindheit, seit ein Stalker sie in Berlin überfallen hat. Als der an der Ostsee ansässige Therapeut Gideon sie um fachlichen Rat bittet, stimmt Jennifer einem Treffen zögernd zu. Im Zug lernt sie den Computerspezialisten Marc kennen, zu dem sie bald Vertrauen fasst. An ihn wendet sie sich, als Gideon etwas sagt, das Jennifer an den Stalker erinnert. Marc findet tatsächlich Belege dafür, dass der Therapeut häufig in Berlin war. Aber wem kann sie wirklich trauen? Und was hat das alles mit dem Unfalltod von Jennifers Eltern vor dreißig Jahren auf Rügen zu tun?" (Quelle: rororo)


Blindheit...


Das Buch beginnt nicht etwas damit, dass man die Protagonistin kennenlernt, sondern im Jahr 1987. Die Ereignisse, die hier im ersten Kapitel aufgegriffen werden, scheinen anfangs gar nicht richtig zum Klappentext zu passen, fügen sich dann aber richtig gut in die Haupthandlung ein. Außerdem wird so auch schon Spannung aufgebaut, denn es gibt einen kleinen Cliffhanger und man springt in die Gegenwart zur Psychaterin Jennifer.

Dabei wird auch gleich ihre Blindheit thematisiert und zwar so, wie es sein soll. Nicht als Behinderung, die Mitleid erregt, sondern als eine Andersartigkeit, mit der man leben kann. Und das tut Jennifer. Sie ist selbstständig, hat ihr Leben im Griff und ist jetzt auf dem Weg nach Rügen, um dort einem Kollegen zu helfen und wieder zu arbeiten.

Gut hat mir gefallen, dass sich die Autorin auf nur wenige Protagonisten beschränkt, ihnen aber viel Raum gibt, sodass man sich mit jeder Figur genau befassen kann. Es gibt natürlich Jennifer, die im Mittelpunkt steht, aber auch ihr Kollege Gideon, den sie besucht und den geheimnisvollen Marc, den sie im Zug kennenlernt. Schnell wird klar, dass irgendwas nicht wirklich stimmt und Jennifer in Gefahr ist - und natürlich denkt man als Leser sofort an einen der beiden Männer. Doch die Autorin schafft es hier wirklich geschickt, falsche Fährten zu lesen und so dafür zu Sorgen, dass man mal Sympathien für den einen, dann wieder mehr für den anderen entwickelt. Man steht, genau wie die Protagonistin, richtig zwischen den Stühlen, was dafür sorgt, dass es schon spannend ist und man immer weiter lesen will.

Das wird dadurch unterstützt, dass man nur nach und nach etwas über die Vergangenheit erfährt. Dabei spielen zwei Ebenen eine Rolle, einmal Jennifers direkte Vergangenheit, die zu ihrer Blindheit geführt hat, aber auch die von 1987, die im ersten Kapitel angesprochen wurde. 

Auch wenn mir der grundsätzliche Aufbau des Buches zugesagt hat, gibt es für mich doch einige Kritikpunkte. Der größte ist das Verhalten von Jennifer. Ich fand sie sehr sympathisch und es war toll, wie sie mit der gegenwärtigen Situation umgeht, allerdings handelt sie hier für meinen Geschmack viel zu oft zu irrational. Nach allem, was sie erlebt hat, hätte ich erwartet, dass sie besonnener mit den Geschehnissen umgeht. Natürlich gerät sie dadurch erst in spannende Situationen, was für das Buch wichtig ist, aber nachvollziehbar war es nicht immer.

Außerdem kam für mich der eigentliche Grund für Jennifers Besuch auf der Insel zu kurz. Denn eigentlich ist sie ja zum Arbeiten dort, um Bilder zu analysieren, die ein traumatisiertes Kind gemalt hat. Das wird zwar immer mal wieder angesprochen und die Protagonistin versucht auch zu helfen, allerdings stellt sie dann zu oft andere Sachen in den Vordergrund.

Der Schluss hat mich dann leider auch nicht überzeugen können. Zwar gab es schon einen Überraschungseffekt, allerdings geht dann alles sehr schnell und einfach zu glatt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, was vorher alles war. Das Ende wird dann richtig kitschig, zu viel Hollywood und zu wenig Realität. Es rundet das Buch zwar an sich ab und lässt keine Fragen offen, aber es hat mich nicht wirklich abholen können.

Insgesamt war das Buch ein solider Thriller, der mir einige spannende Lesestunden beschwert hat. Trotzdem konnte er mich an der ein oder anderen Stelle nicht überzeugen und das gewisse Etwas hat gefehlt.

Von mir gibt es 3 Sterne!

Eure

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