Mittwoch, 23. Mai 2018

Goethe und Schiller mal anders in "Die Affäre Carambol" von Stefan Lehnberg

Wenn man Goethe und Schiller hört, denkt man meist zuerst an die Weimarer Klassik - vielleicht auch mit Schrecken an die eigene Schulzeit :) Ich muss gestehen, dass mir die meisten Klassiker von den beiden richtig gut gefallen habe und ich die kleinen, gelben Reclamheftchen auch noch besitze - irgendwo :)

Die beiden Dichter gibt es jetzt aber auch als Ermittler-Duo. "Die Affaire Carambol" von Stefan Lehnberg ist bereits der zweite Fall für die Beiden. Zuerst haben sie in "Durch Nacht und Wind" Verbrecher gejagt.

Erschienen ist der zweite Teil im März bei Klett-Cotta. Es ist als ebook und gebundene Ausgabe erhältlich. Die gefällt mir aufgrund der Prägung richtig gut.



Worum geht's?


"In Franckfurth am Main geht es nicht mit rechten Dingen zu. Im Geheimen werden Boten in die Regimentsstädte entsandt und gleichzeitig riesige Mengen Mehl in die Stadt geliefert. Der Stadtrat ist verzweifelt, denn für den französischen Consul Napoleon Bonaparte muss es ganz so aussehen, als würde die Stadt einen Aufstand planen. Da bereits zwei Stadträte unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen sind und niemand weiß, wem noch zu trauen ist, werden die bewährten Ermittler Goethe und Schiller zu Rate gezogen. Doch die Nachforschungen gestalten sich schwieriger als gedacht. Vor allem, als eine gewisse brünette Baronin Goethe den Kopf verdreht und er darüber völlig vergisst, die Verbrecher aufzuspüren …" (Quelle: Klett-Cotta)

Goethe und Schiller ermitteln...


Die Idee, die beiden Dichter als kriminalistische Ermittler einzusetzen, finde ich sehr gelungen. Natürlich muss man immer im Hinterkopf behalten, dass das reine Fiktion ist, aber es hat Spaß gemacht, sich vorzustellen, sie wären wirklich so gewesen - auch vom Charakter her. Auf jeden Fall sind beide sehr sympathisch, wobei mir Schiller mehr ans Herz gewachsen ist.

Das mag auch daran liegen, dass er die Erlebnisse der beiden schildert. Trotzdem scheint er immer ein bisschen in Goethes Schatten zu stehen. Auch das passt irgendwie zu meinem subjektiven Eindruck, wenn ich an Literaturgeschichte denke. In diesem Krimi macht Schiller aber auf jeden Fall eine sehr gute Figur: Er ist unerschrocken, furchtlos, aber auch ein bisschen unbedarft, sodass er sich immer mal in gefährliche Situationen bringt.

Der Plot an sich ist ganz in Ordnung, hat mich aber auch nicht vom Hocker gerissen. Man kann ein bisschen miträtseln, man trifft immer wieder auf skurrile Persönlichkeiten und man kann die Ermittlungen gut mitverfolgen, aber es gab jetzt nicht die riesige Spannungskurve, bei dem einen der Atem stockt.

Ich denke aber auch nicht, dass das im Mittelpunkt des Buches steht. Viel wichtiger ist sie Sprache. Diese scheint wirklich aus einer anderen Zeit zu stammen. Wie man schon am Klappentext merkt, ist sie nicht immer mit unserer heutigen Rechtschreibung konform. Das - und auch die Formulierungen - sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und es hat gut 60, 70 Seiten gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Dann ist es aber gar nicht mehr aufgefallen und ich bin in der Geschichte versunken.

Auch wenn es sich um den zweiten Fall von Goethe und Schiller handelt, kann man das Buch ohne Vorkenntnisse lesen. Einige Kleinigkeiten aus Teil 1 werden nochmal aufgegriffen, allerdings ohne zu ausschweifend zu sein.

Insgesamt hat mir das Buch und die Idee dahinter gut gefallen. Es hat mich unterhalten, aber auch nicht übermäßig gefesselt. Von mir gibt es deshalb 3 Sterne.

Eure

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