Sonntag, 14. August 2016

Vergangenheit trifft Gegenwart in "Schattwald" von Barbara Dribbusch & Gewinnspiel


Heute macht sie bei uns halt - und ist auch gleichzeitig schon wieder zu Ende: Die Blogtour zu "Schattwald" von Barbara Dribbusch.
In unserem Beitrag erwartet euch nicht nur eine Rezension, wir haben auch ein fiktives Interview mit der Protagonistin Anne geführt. Und natürlich gibt es auch was zu gewinnen :)

"Schattwald" ist am 1. August bei Piper erschienen. Das Buch gibt es als Taschenbuch für 10,00 € und als ebook für 8,99 €. Ihr könnt es beispielsweise direkt auf der Verlagsseite bestellen - dort findet ihr auch eine Leseprobe.


Worum geht's?


"Als Anne Südhausen nach Innsbruck reist, um den Nachlass ihrer verstorbenen Großmutter Charlotte zu regeln, macht sie eine Entdeckung: Tagebücher aus dem Zweiten Weltkrieg, die von Charlottes Zeit im Nervensanatorium Schattwald erzählen – einem Ort, an dem schreckliche Dinge geschahen, die das Leben der Großmutter für immer veränderten. Auch in der Gegenwart passiert Unerwartetes: Ein außergewöhnlicher Mann tritt in Annes Leben, einige Personen entwickeln plötzlich großes Interesse an den Tagebüchern und Anne gerät immer mehr in Gefahr ..."
 (Quelle: Piper)


Unbedingt lesen!


Das Buch hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen. Ich habe es an einem faulen Lesetag verschlungen, weil ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Und das hat mehrere Gründe.
Zum einen finde ich es toll, dass das Buch aus zwei Perspektiven und in zwei Zeiten geschrieben ist. Abwechselnd wird aus der Sicht der Protagonistin Anne und ihrer Großmutter Charlotte erzählt. Anne findet nach dem Tod ihrer Oma deren Tagebücher und erfährt so nach und nach, was diese während des Krieges durchmachen musste, als sie in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wurde. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Annes Erlebnisse sind in der Ich-Perspektive geschrieben. Dadurch kann man sich richtig gut in sie hineinversetzen. Die Tagebücher ihrer Großmutter sind in der dritten Person geschrieben, allerdings nicht in der typischen Tagebuchform, sondern "normal" als Roman. Das fand ich sehr gut, da es sich zum einen sehr gut liest und so zum anderen die Unterscheidung zwischen den beiden Frauen sehr leicht fällt. Zweimal eine Ich-Form wäre verwirrend gewesen. 
Ein weiterer Vorteil dieser beiden unterschiedlichen Handlungsstränge, die natürlich miteinander verwoben sind, ist, dass man gleich zweimal mitfiebert. Einmal mit Charlotte in der Vergangenheit, einmal mit Anne in der Gegenwart. Es ist kein Krimi, sondern ein Roman, aber aufgrund des historischen Bezugs erst recht Gänsehaut-verdächtig. Und glaubt mir: Die Spannung wird wirklich bis zum Schluss hochgehalten! Es macht einfach unglaublich viel Spaß mit Anne gemeinsam die Lücken zu schließen und so ihrer Großmutter näher zu kommen.
Inhaltlich finde ich das Buch deswegen so besonders, weil es eine Seite des Zweiten Weltkriegs beleuchtet, von der man nur wenig mitbekommt. So geht es nicht um eine Hitler-Geschichte an sich, aber um den Umgang mit psychisch kranken Menschen zu dieser Zeit. Dieses Thema wird meiner Meinung nach zu wenig in der Öffentlichkeit behandelt - im Geschichtsunterricht wird meistens nur am Rande über das Euthanasie-Programm im Dritten Reich gesprochen. Natürlich ersetzt dieses Buch kein Geschichtsbuch, aber es gibt Einblicke in das Leben derer, die oft vergessen werden.
Aber nicht nur dieses Thema wird behandelt. Ganz nebenbei wird einem verdeutlicht, wie schwer die Rationierung von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern in diesen Zeiten war. Das ist uns ja gar nicht mehr so bewusst. Aber keine Sorge, in diesem Buch wird nicht der drohende Zeigefinger erhoben - im Gegenteil: Dadurch, dass Anne genauso wie der Leser mehr oder weniger zum ersten Mal mit diesen Umständen direkt konfrontiert wird, zeigt sich der krasse Gegensatz zu heute deutlich, ohne mahnend zu sein.
Der Schreibstil des Buches ist einfach wunderbar. Der Schreibstil ist flüssig, lässt sich leicht lesen und einige Fremdwörter, die wir heute nicht mehr unbedingt in unserem Wortschatz haben, lassen sich durch den Kontext leicht erschließen. Durch die wechselnden Perspektiven gibt es immer wieder Mini-Cliffhanger, die einen zum Weiterlesen zwingen. Die Sprache ist einfühlsam und gefühlsbetont, bleibt aber an den richtigen Stellen sachlich.
Insgesamt ist das Buch für mich eine richtige Überraschung gewesen. Denn natürlich hat bereits der Klappentext interessiert, aber dass sich dahinter so ein toller Roman versteckt, hatte ich gar nicht erwartet. Ich sage nur: Unbedingt lesen - von mir gibt es 5 Sterne!

Interview mit Anne Südhausen


Ich habe mir überlegt - wie bereits angekündigt - ein kleines Interview mit Anne Südhausen zu führen. Sie hat mich als Protagonistin wirklich begeistert. Natürlich hat das Gespräch nie stattgefunden - aber ich denke, dass Anne so geantwortet hätte :)

Die Protagonistin Anne ist frisch getrennt, kinderlos, aber eine erfolgreiche Journalistin bei einem Frauenmagazin. 

Anne, du musstest sehr plötzlich nach Innsbruck aufbrechen, als du die Nachricht vom Tod deiner Großmutter erhalten hast. Was ging dir durch den Kopf?

Ich hatte sehr gemischte Gefühle. Zum einen war es ein mulmiges Gefühl, weil ich nicht wusste, was mich ins Innsbruck erwartet. Ich habe meine Oma ja schon lange nicht mehr gesehen und wusste nichts über ihr Leben. Natürlich war ich auch traurig, dass ich sie nicht mehr gesehen habe - und natürlich ging mir durch den Kopf, dass ich die Beerdigung organisieren musste. Das war schlimm - die einzige Vorfreude hatte ich, mal wieder im Flugzeug zu sitzen.

Die Tagebücher hast du nur zufällig entdeckt - was waren deine ersten Eindrücke?

Ich war überrascht - ich wusste nicht, dass Charlotte Tagebücher geschrieben hat und erst recht wusste ich nichts von ihrer bewegten Vergangenheit. Ich war etwas traurig, dass wir nicht darüber gesprochen haben. Aber es war schön, in ihre Welt einzutauchen und sie so noch einmal auf eine neue Art kennenzulernen.

Wie hat sich das Lesen auf deinen Alltag ausgewirkt?

Mir war vorher nicht bewusst, welche Entbehrungen die Menschen in der Kriegszeit durchstehen mussten - vor allem was das Essen angeht. Und trotzdem haben sie sich arrangiert, mit Streckbutter und Kohlrabi-Schnitzel. Es ist fast ein Hohn, dass heute fast alle auf eine fettfreie und kalorienarme Ernährung achten und die Leute damals alles für echte Butter oder Vollmilch gegeben hätten. Deswegen habe ich bewusster eingekauft und werde es auch jetzt noch im Hinterkopf behalten.

Du hast einige Dinge auch über deine Vergangenheit bzw. deine Familiengeschichte erfahren, die sicher nicht leicht sind, zu verarbeiten. Gab es etwas, was dir besonders zu schaffen macht?

Abgesehen von der Leidesgeschichte meiner Großmutter war es besonders schlimm zu erfahren, dass mein Urgroßvater in der Rüstungsindustrie tätig war und mit Nazi-Größen einen sehr guten Umgang pflegte. Ich denke, es gefällt niemanden, das zu erfahren - denn gerade von seinen Vorfahren erwartet man das ja nicht. Ich musste etwas daran knabbern, aber mittlerweile habe ich mich damit arrangiert. Schließlich waren nicht alle Widerstandskämpfer - sonst wäre die Geschichte vielleicht anders verlaufen.

Was möchtest du meinen Lesern noch mit auf dem Weg geben?

Man soll und darf nicht vergessen - vor allem nicht die "kleinen Menschen". Viele Menschen haben unter Hitler gelitten, besonders die Juden, aber man darf auch die Behinderten und psychisch Kranken nicht vergessen, eine Personengruppe, über die zwar auch viel geschrieben wurde, die aber in den Köpfen der Menschen heute fast verschwunden ist. 


Neugierig geworden?


Wenn ihr das Buch gerne lesen möchtet, habt ihr die Chance, ein Exemplar zu gewinnen! Hinterlasst einfach einen Kommentar (und eine Möglichkeit, euch zu kontaktieren) und schon landet ihr im Lostopf. Das Buch wird euch direkt vom Verlag zugesendet.
Schaut doch auch mal bei den anderen Beiträgen der Blogtour vorbei - so erhöht ihr eure Chancen :)

Ein Anfang und kein Ende (Buchvorstellung)
Literaturschock (Recherchen zu "Schattwald")
Bücherwunder (Autoreninterview)
Schwarzbuntgestreift (Psychiatrie in der NS-Zeit)

Das Gewinnspiel endet am 15. August 2016 um 21.00 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und eine Barauszahlung des Gewinns nicht möglich.

Viel Glück!

UPDATE: DIE GEWINNERIN STEHT FEST!

Ich war diesmal zu faul, um Zettel zu schreiben, deswegen habe ich ein Online-Tool benutzt:


Herzlichen Glückwunsch an Petra! Bitte lass uns deine Adresse zukommen - das Buch bekommst du dann direkt vom Verlag.


Danke an alle fürs mitmachen :)


9 Kommentare:

  1. Es hört sich spannend an, auch wenn es kein Thriller ist sondern leider unsere deutsche Geschichte.Darüber wird wenig geschrieben finde ich!!
    L.g.Petra

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  2. Guten Morgen!
    Ein sehr interessantes fiktives Interview hast du uns hier mitgebracht! Ich liebe ja Bücher, die zu dieser Zeit spielen, deshalb steht "Schattwald" auch auf meiner Wunschliste! Bis jetzt habe ich in vielen Büchern rund um die Weltkriege, aber ganz besonders über die aus dem 2. WK noch immer viele neue Informationen erhalten, die ich trotz viel Lektüre nicht kannte. Eines über eine Psychatrie zu dieser Zeit habe ich noch nicht gelesen und finde es spannend, mehr darüber zu erfahren. Ich hüpf mal in den Lostopf und hoffe auf ein bisschen Glück!
    Liebe Grüße
    Martina
    stamplover@gmx.at

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  3. Dankeschön für das Interview. Über das Buch würde ich mich sehr freuen.

    daniela.schiebeck(at)t-online.de

    Liebe Grüße,
    Daniela

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  4. Hallo,

    das Buch klingt auf jeden Fall total spannend und hat mich neugierig gemacht, ich würde gerne mein Glück versuchen ;)

    LG (PPS13743@ku.de)

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  5. Ein sehr interessantes Thema dieser Zeit, über welches ich noch nicht viele Bücher gefunden habe. Danke für die gute Beschreibung, ich würde es sehr gerne lesen!
    Herzliche Grüsse, Angie

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  6. Ein sehr interessantes Thema dieser Zeit, über welches ich noch nicht viele Bücher gefunden habe. Danke für die gute Beschreibung, ich würde es sehr gerne lesen!
    Herzliche Grüsse, Angie

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  7. Huhu,
    das Buch klingt wirklich total interessant und ich würde mich total darüber freuen, es in meinem Urlaub lesen zu können!
    LG und einen schönen Abend,
    Madita
    miss_madita[at]gmx[Punkt]de

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  8. Dankeschön für das tolle Interview *-*. Über das Buch würde ich mich sehr freuen, da es wirklich interessant klingt! :)



    vanessa.hering@gmx.de

    Liebe Grüße,
    Vanessa

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  9. Dankeschön für das tolle Interview *-*. Über das Buch würde ich mich sehr freuen, da es wirklich interessant klingt! :)



    vanessa.hering@gmx.de

    Liebe Grüße,
    Vanessa

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